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Alte Artilleriekaserne / Finanzamt Schwerin
Johannes-Stelling Strasse 9-11, 19053 Schwerin
Die Kasernenanlage ist unter der Bauleitung des Militärbaumeisters Wachenhusen in den Jahren 1856 – 1861 errichtet worden. Die Anlage, die in Form eines Kastells, bestehend aus 3 großen Flügelbauten, erbaut wurde, stellt eine der größeren planmäßig errichteten Kasernen der 19. Jahrhunderts in Mecklenburg dar. Die drei nach außen gerichteten Fassaden sind durch Haupt- und Ecktürme gefasst und durch Mittel- und Eckrisalite, zwei (meist) rechtwinklig zueinander verlaufende Flügel, gegliedert. Der Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz.
Heute werden die Gebäudeteile durch das Finanzamt Schwerin genutzt.
Vorwiegend 2-geschossige Gebäudeteile wechseln sich mit 3- und 4-geschossigen Turm- und Kopfbauten. Dominant sind die ziegelsichtigen Fassaden mit Formsteinen und Terrakottaelementen.
Die Instandsetzung und der Umbau des Baudenkmals erfolgte in mehreren Phasen unter genutzten Bedingungen unter der Leitung von Eugen Rimpel, später Stefan Rimpel als Rimpel Architekten.
Ab 2018 führte die Rimpel Leifels Partnerschaftsgesellschaft mbB das Projekt fort.
2024 wurden die Bauabschnitte Fassadensanierung der historischen Ziegelfassaden aller 6 freistehenden Türme abgeschlossen.
Zur besseren Orientierung für Nutzer und Eigentümer wurde der gesamte Komplex schon in der Entstehungszeit in Bauteile A, B, C, D, E, F, G, H und I gegliedert. Bis zum Jahr 1989 wurde die gesamte Anlage militärisch genutzt. Bis 1918 durch großherzoglich dirigiertes Militär, danach Weimarer Republik und Faschismus. Nach 1945 die Rote Armee der Sowjetunion und danach die Nationale Volksarmee DDR. In den Bauteilen B und H befanden sich in den Erdgeschossen Pferdeställe für ca. 100 Pferde, in den Bauteilen D, E und F Remisen für Geschütze und Wagen mit den erforderlichen Nebenräumen. Vor der Erfindung des Otto-Motors wurde der Tansport des Kriegsgerätes und teilweise der Soldaten mit Pferden betrieben, Bauzeit 1856- 1861.
Die Soldaten waren in Quartierstuben im Obergeschoss der Bauteile B, C, E, F und H der 2-geschossigen Verbindungsbauten untergebracht. Die Räume der mehrgeschossigen Haupt- und Ecktürme waren den Offizieren und Unteroffizieren, teilweise auch deren Familien vor 1918 vorbehalten. In den gewölbten Kellerräumen, außer Bauteil B – nicht unterkellert, befanden sich Küche, Speiseräume,Wäschemagazin, Waschküche, Rollkammer. Überhaupt, sämtliche erforderlichen Nebenräume für den Betrieb eines gesamten Kasernenkomplexes. Ebenfalls gab es Lagermöglichkeiten für Heizmaterial, denn sämtliche „bewohnten“ Räume waren mit Ofenheizungen ausgestattet.
Die nicht ausgebauten Dachräume der Drempelgeschosse dienten als Trockenboden und bei Manövern als Schlafsäle. Die ersten größeren Umbaumaßnahmen erfolgten in den 20er-Jahren als die Pferdeställe überflüssig wurden. Aus dem Pferdestall im Erdgeschoss des Bauteils B wurde ein Speisesaal mit Küche und den dazu erforderlichen Nebenräumen.
2012 erhielt das Büro Rimpel Architekten für das Projekt eine Anerkennung beim Landesbaupreis MV.
Anmerkung des Preisgerichts zur Anerkennung:
„Das Hell der Raumzellen und ihre geraden Kanten bilden zum gewölbten Mauerwerk einen Kontrast, der den Unterschied zwischen Alt und Neu wunderbar deutlich macht, aber nicht störend wirkt. (…) Ein solcher Umgang mit alter Bausubstanz findet große Anerkennung.“
Der Pferdestall im Erdgeschoss des Bauteiles H, Gegenstand der eingereichten Unterlagen zum Landesbaupreis wurde umfangreich umgebaut. Der Pferdestall war ein großer Raum vom 10,60 m Breite, 44,43 m Länge und 4,72 m Höhe, mit 3-jochigem Kreuzkappengewölbe überwölbt und mit doppelter Stützenreihe, gusseiserner Stützen, auf denen die Gewölbelasten abgetragen wurden und natürlich weitergeleitet auf die Gewölbepfeiler im Kellergeschoss. Dieser große Pferdestall wurde in den 20-er Jahren umgebaut durch das Einbauen einer zusätzlichen Deckenebene in 1,30 m Höhe über dem ehemaligen Stallfußboden, um somit die Raumhöhe zu reduzieren.
Die ehemaligen Stallfenster wurden sowohl auf der Süd-Ost- als auch auf der Nord-West-Seite durch gestauchte rechteckige Fenster ersetzt, die der reduzierten Geschosshöheentsprachen. Das gesamte ehemalige Pferdestall wurde in 21 m² große Räume mit 3,40m Geschosshöhe und Mittelgangerschließung aufgeteilt.
Im Rahmen des 5. Bauabschnittes Umbau und Instandsetzung der Alten Artilleriekaserne Schwerin für Zwecke des Finanzamtes Schwerin wurde diese Umbaumaßnahme aus den 20-er Jahren im ehemaligen Pferdestall Erdgeschoss BT H wieder rückgängig gemacht. Die zusätzlich eingebrachte Deckenebene, einschließlich der in Ziegelmauerwerk aufgeführten Zwischenwände wurden abgebrochen. Die Außenwände erhielten neue dem Charakter des Bauwerks entsprechende hochrechteckige große Fenster, sämtliche eingemauerten gusseisernen tragenden Säulen wurden wieder freigelegt. Die noch vorhandenen in bewehrtem Beton hergestellten Futterkrippen des ehemaligen Pferdestalles mussten aus statische und funktionellen Gründen abgebrochen werden. Nach den getätigten Abbrucharbeiten stand wieder ein saalartiger Raum zur Verfügung, der für die Nutzung des Finanzamtes herzurichten war, mit der Option, dass bei einer Nutzungsänderung durchaus die Abmessungen des ehemaligen Pferdestalles zu Verfügung stehen können, um eventuell eine andere Nutzung dort zu etablieren.
Um funktionsfähige Arbeitsräume für die Zwecke des Finanzamtes zu schaffen undgleichzeitig den Charakter des historischen Bauwerks zu bewahren, entschloss man sich nachintensiver Untersuchung und Planung für die Variante „eingeschobene Kisten“ in Trockenbauweise. Die alte Raumstruktur mit den gusseisernen Säulen und freigelegtem ziegelsichtigem Kreuzkappengewölbe ist somit von der Mittelgangerschließung für den Nutzer, den Mitarbeitern des Finanzamtes, aber auch für den Besucher täglich spürbar und geschichtlich erlebbar.
Auftraggeber
- BBL Schwerin
- Werderstraße 4
- 19055 Schwerin
Unsere Leistungen
- Architektur
- LPH 1-8
- in mehreren Bauabschnitten
Bearbeitung
- Eugen Rimpel
- Stefan Rimpel
- Andrea Klein
- Alexander Albert
- Patrick Dübel
Fertigstellung
- In mehrerenBauabschnitten (Gebäudeteile A - I)
- sowie die Fassadensanierung aller 6 Türme
- Rimpel Architekten
- 2000 bis 2018
- Rimpel Leifels Architekten
- 2018 bis 2024
Fachplanungen
- Fachplanung Elektro/ Datenverarbeitung
- BBL Schwerin
- Fachplanung HLS
- Dominik Meier, Ingenieurbüro für Technische Gebäudeausrüstung, Schwerin (ehem. Weidner+ Partner)
- Tragwerksplanung
- Ingenieurbüro für Tragwerksplanung und Baudynamik Dr. Mario Binder
- Außenanlagenplanung
- BBL Schwerin
© Fotos
- Jörn Lehmann, Patrick Dübel